Am
Anfang war die Streckung...
von Georg Koch
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Abb.1: Ute Mückel |
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Abb.2: Ute Mückels gradlinige Handführung mit früh gehobenen
Ellenbogen – von unten gesehen |
Was kann mir, einem altgedienten Schwimmer, eine noch so
erfolgreiche Triathletin wohl noch sagen – mit dieser Grundeinstellung
nahm ich die Einladung von Ute Mückel für einen Eintagelehrgang für
Triathleten ins ELIXIA Bahrenfeld an. Für sie hatte ich diese
Lokalität ausfindig gemacht, nachdem ich für alle denkbaren anderen
Badeorte im ‚Bäderland Hamburg’*, aber auch vom ARRIBA in Norderstedt,
Absagen erhielt. Nicht so vom Team des ELIXIA in HH-Bahrenfeld, dessen
Leiter aber auch selbst aktiver Triathlet ist.
Am Sonntag den 15.Jan.06 trafen sich dann 15 Triathleten aller
Altersklassen und ich eine Stunde vor der normalen Öffnung vor dem
Schmuckstück eines Fitneß-Tempels im ehem. Industriegelände um das
alten Gaswerk an der Gasstraße, um das A&O des Kraulschwimmens für
Triathleten kennenzulernen.
Bestandsaufnahme
Es ging sofort ab ins Wasser und Ute Mückel und ihr Co-Trainer
Gunther Swoboda begannen nach Berichtigungen einzelner grober Fehler
mit ersten stilistischen Verbesserungen, um dann diesen Ist-Zustand,
der überwiegend männlichen (~1:5) Teilnehmer, von oben und vor
allem von vorn mit der Videokamera festzuhalten.
Theorie
Danach erfolgte im Seminarraum, nach ersten Unverträglichkeiten
zwischen Videokamera und TV-Gerät, eine Sichtung des Videomaterials.
Quer durch die Geschlechter, des Alters, mit oder ohne Schwimmpraxis
zeigte sich eine verblüffende Koalition im Fehler. Entsprechend
konnte sich Ute Mückel auf zwei Einzelaspekte der Schwimmtechnik
konzentrieren: Die Wasserlage und, von den drei Phasen
der Kraularmbewegungen, auf die einleitende Bewegungsphase..
Grundsätzliches, Trainingsgestaltung, weitere Technikaspekte und
geeignete Drills streifte sie dabei nur kurz und überließ sie dem
Selbststudium ihrer Seminarunterlagen, um sich um so mehr aufs
wesentliche zu konzentrieren. Ihr Credo:
a.) Die Schultern sollten an der Wasseroberfläche bleiben,
also den Kopf nur soweit eintauchen, daß die Augen der Hand nach
vorn folgen können. (-> Wasserlage, -> Übersicht)
b.) Ein extrem (auch trocken trainierbar) weit, weit nach
vorn gestreckter Arm (-> Wasserlage, -> Effizienz) und dann
c.) ein frühes, beherztes ‚Wasserfassen’ der Hand – etwas,
was keiner der Athleten richtig machte! (-> -> Effizienz)
- Mittagspause -
Trockenübungen
Von dieser korrekt ausgeführten ersten Zugphase versprach sie uns
eine deutlich Verlängerung des effektiven Krafteinsatzes unter Wasser
um ~10cm und mehr pro Zug, was zwangsläufig zu einer entsprechenden
Verbesserung der Schwimmzeiten führen muß. Ute und Gunther widmeten
sich deshalb diesem Einzelaspekt mit fast physiotherapeutischer
Akribie im verspiegelten Gymnastiksaal mit Trocken- und
Zugseilübungen. Zuerst in der Gruppe, dann einzeln vorm Spiegel, zu
zweit und zuletzt an einem mit Paddeln ergänzten und an der
Wand fixierten Expander (Theraband tut’s auch).
Ute Mückel ließ allerdings auch keinen Zweifel daran, daß bei der
Umsetzung in die Praxis einiges an Geduld und Durchhaltevermögen nötig
wäre, aber gerade die Vorsaison hierzu bestens geeignet sei und sie
gab uns alle nur denkbaren Drills und Kniffe mit auf den Weg für diese
etwa dreiwöchige Umstellungsphase.
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Abb.3: Ute Mückel zeigt die richtige Handführung mit
Expander |
Wassertest
Um diesen theoretisch und trocken erarbeiten Bewegungsablauf
auszutesten ging es quasi in der ‚Nachspielzeit’ erneut ins Wasser.
Für viele, vor allem gestandene Schwimmer, nicht ganz einfach, wie
sich zeigen sollte.
Es werden sicher noch viele, viele Bahnen nötig sein, um diese
vorverlagerte, progressive Kraularmtechnik
einigermaßen korrekt ‚einzuschleifen’! Tip: Die Züge zählen (Ziel: <20Züge/25m)
Fazit: Mit der extrem konzentrierten Bewußtmachung des
Kardinalfehlers der Kraulschwimmer und Einübung der richtigen bzw.
besseren Armführung hat dieses Tagesseminar im ELIXIA sich sicher für
viele der Teilnehmer mehr als gelohnt.
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Abb.4: Ute Mückel, Gunther Swoboda (2. & 3. v.l.) und Teilnehmer
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Durch die bewußte Absage an
die vielen Kinkerlitzchen und Tips bzgl. der Armführung die vor allem
aus der Profiszene zu den so oft alleingelassenen Triathleten aber
auch Mastersschwimmern herüberschwappen, gibt sie diesen ein klares
Rezept buchstäblich an die Hand, das ein erfolgreicheres
vorwärtskommen im Wasser garantiert. Was will man mehr?
Die vielen allgemeineren Tips und Wertungen aus der
Triathlon-Praxis, vor allem bezüglich der Neoprenanzüge etc. gab die
erfolgreiche Profi-Triathletin quasi zum Nulltarif noch obendrauf.